Produktiv, glücklich und zufrieden: So wünschen sich wohl die meisten Entwickler*innen ihren Arbeitstag. Aber was macht für Entwickler*innen eigentlich einen guten Arbeitstag aus? Dieser Frage sind Forscher von Microsoft in einer Studie mit knapp 6000 Befragten nachgegangen - und haben Überraschendes herausgefunden.
Besonders wichtig: Sinnhaftigkeit und Effizienz
So zeigt die Studie, dass Entwickler*innen an einem guten Arbeitstag in der Regel große Fortschritte bei ihren Hauptaufgaben machen oder diese sogar abschließen können. Besonders wohl fühlen sich Developer, wenn sie einen Teil des Tages mit der Arbeit am Code verbringen können und nicht durch Aktivitäten wie Meetings oder administrative Aufgaben unterbrochen werden.
Zudem sind Entwickler*innen sinnvolle Aufgaben besonders wichtig, die das Projekt voranbringen, das Team effizienter machen oder die Qualität des Produktes verbessern. Ein guter Arbeitstag wird von den Befragten der Studie als Tag beschrieben, an dem die Developer an guten, konstruktiven Diskussionen teilgenommen haben, wichtige Entscheidungen für das Projekt getroffen und wertvolle Beziehungen geknüpft haben.
Auch Arbeitstage, an denen Entwickler*innen etwas Neues lernen oder ihr Verständnis für das Projekt oder die Codebasis verbessern, werden als positiv empfunden - ebenso wie Tage, an denen man einem Kollegen helfen kann, etwas Neues zu lernen oder ein Problem zu lösen. Weitere Faktoren für einen guten Arbeitstag sind die effiziente Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit und Abläufe, die wie geplant erfolgen.
Was macht Developer unglücklich?
Viele Entwickler*innen sind unglücklich, wenn sie an banalen oder sich wiederholenden Aufgaben arbeiten. Zeitdruck und Deadlines wurden als Hauptursachen für Stress und Unzufriedenheit identifiziert. Änderungen der geplanten Arbeit oder Abweichungen vom normalen Arbeitstag werden ebenfalls als negativ empfunden: Vor allem unerwartete, dringende Probleme setzen die Entwickler*innen unter Druck.
Hinzu kommen Unterbrechungen durch Kollegen und Ablenkungen wie Hintergrundgeräusche in Großraumbüros, die sich negativ auf die Konzentrations- und Arbeitsfähigkeit der Entwickler*innen auswirken: Im Schnitt wird der Arbeitstag von Entwickler*innen rund fünf Mal unterbrochen. Die längste Zeit, in der Entwickler*innen ohne Unterbrechung am Code arbeiten konnten, betrug laut Studie im Schnitt nur eine gute Dreiviertelstunde. Das kann zum Problem werden, denn in der Regel brauchen Entwickler*innen etwa 15 Minuten, um nach einer Unterbrechung wieder weiterzuarbeiten.
Auch lange Besprechungen oder Meetings, die sich über den ganzen Tag hinziehen, werden immer wieder als Grund für einen schlechten Arbeitstag genannt. Gleiches gilt für Zeitverluste durch Infrastrukturprobleme, veraltete Dokumentation, Blockaden und Wartezeiten.
Wichtig: Autonomie von Entwickler*innen stärken
Der Arbeitstag von Entwickler*innen wird häufig durch Aktivitäten unterbrochen, über die sie wenig Kontrolle und Autonomie haben. Dazu gehören über den Tag verteilte Meetings oder Unterbrechungen durch Kollegen. Diese Unterbrechungen fragmentieren ihre Arbeitstage und lassen ihnen wenig Zeit zu programmieren.
Insgesamt verbringen Entwickler*innen rund ein Fünftel ihrer Zeit mit Besprechungen und deren Vorbereitung. Dabei hängt die Akzeptanz von Besprechungen stark vom Projektstatus ab: Vor allem in den Phasen der Spezifikation, Planung und Release werden Abstimmungen als konstruktiv und positiv empfunden.
Um Frustration und Spannungen zu vermeiden, sollten Entwickler*innen selbst entscheiden können, wie sie ihren Arbeitstag am besten organisieren und ob sie an einer Besprechung teilnehmen wollen oder nicht. So vermeiden Unternehmen, dass Besprechungen die produktive Arbeitszeit auffressen und den Fortschritt behindern.
Developer sind mehr als nur ein Rädchen im Getriebe
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie wichtig es ist, Entwickler*innen die Möglichkeit zu geben, die Struktur ihres Arbeitstages selbst zu bestimmen. Entwickler*innen werden oft als Rädchen im Getriebe behandelt, da sie ständig mit ungeplanten Aufgaben und Anfragen überhäuft werden. Autonomie und klare Strukturen sind wichtig, um die Zufriedenheit und Produktivität der Entwickler*innen zu maximieren.
Allerdings ist die Vorstellung von einem guten, typischen und ergiebigen Arbeitstag sehr individuell. Lösungen und Verbesserungen von Prozessen, Werkzeugen, Arbeitsabläufen, Büros und anderem sollten diese individuellen Unterschiede berücksichtigen und durch regelmäßiges Feedback kontinuierlich optimiert werden.