HR-Profis stehen beim Erstellen von Stellenanzeigen vor einer Herausforderung: Der Markt ist gesättigt mit einer großen Anzahl von Inseraten, die alle dasselbe Ziel verfolgen – Software Engineers zu gewinnen. Personalvermittler müssen sich also fragen, warum ein guter Kandidat für ihr Unternehmen arbeiten möchte.
Und hier beginnt oft der Fehler. Die Stellenbeschreibung ist inhaltlich geprüft und zusammengefasst – und wird dann ans Marketing-Team weitergegen. Dieses soll das Inserat textlich attraktiver gestalten.
Schnell und leichtfertig wird die Stellenanzeige um Buzzwords ergänzt. Diese springen vermeintlich besonders schnell ins Auge und machen potenzielle Bewerber neugierig. Der Schuss geht oft nach hinten los. Das Unternehmen hebt sich nicht von der Konkurrenz ab, sondern verschwindet im Einheitsbrei „cooler“ Wörter und Begriffe.
Ein Albtraum: der „Software Ninja“
Wenn Arbeitgeber wirklich gute Talente anziehen wollen, müssen sie diese Menschen auch ernst nehmen. Sie sind intelligent, bewegen sich im Netz und besonders auf Social-Media-Plattformen wie der Fisch im Wasser und durchschauen leere Floskeln und bemüht coole Sprache sofort.
Der Trend, Jobbezeichnungen wie „Software Ninja“, „Frontend Hero“ oder „Product Management Queen“ zu verwenden, wurde zum Glück von den allermeisten Unternehmen inzwischen zu Grabe tragen.
Arbeitgeber müssen aufhören, in ihren Stellenausschreibungen solche Wortkreationen zu verwenden. Diese vermitteln kein genaues Verständnis der Stelle oder des Unternehmens – und können für motivierte Bewerber, die mehr als nur eine oberflächliche Beschreibung suchen, abschreckend wirken.
Klarheit statt trendiger Berufsbezeichnungen
Fügen Sie den Berufsbezeichnungen also keine Floskeln oder trendigen Phrasen hinzu. Sie hoffen vielleicht, damit mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, aber in Wirklichkeit lenken Sie damit von den wirklich wichtigen Dingen ab – und erwecken den Eindruck, dass Sie mit Buzzwords blenden wollen, anstatt die Stelle und das Unternehmen authentisch zu präsentieren.
Eine klare Stellenbezeichnung sollte nie fehlen, denn für Menschen außerhalb Ihres Unternehmens sind nicht alle Titel immer gleich verständlich. Dadurch können Ihnen gute Kandidaten durch die Finger gehen.
Vergessen Sie also nie, wer Ihre Zielgruppe ist: Die Talente, die Sie anziehen wollen, brauchen kein „Geschwafel“ oder leere „Feel-good“-Attitüde. Sie wollen eine interessante, erfüllende Tätigkeit mit guten Arbeitsbedingungen. Sie können hochqualifizierte Menschen mit trendigen Buzzwords genauso wenig locken wie mit „Einmal pro Woche Obstkorb im Büro!“
Inflation im Inserat
Nicht nur bei Stellenbezeichnungen ist Vorsicht geboten, wenn Sie interessante Kandidaten anlocken wollen. Eine aktuelle Studie im Auftrag von WeAreDevelopers fragte die Teilnehmer, welche Modephrasen in Stellenanzeigen für sie ein rotes Tuch sind. Mit deren Einsatz sollten Sie also äußerst bedacht umgehen, da sie allerorts inflationär verwendet werden und so immer mehr an Bedeutung und Aussagekraft verlieren:
- Hohe Flexibilität
- Hohes Maß an Belastbarkeit
- Junges Team
- Start-up-Atmosphäre
- Teamfähigkeit
- Spannender Aufgabenbereich
- Unternehmerisches Denken
- Begeisterungsfähigkeit
- Innovatives Unternehmen
- Kundenorientierung
Natürlich wollen Sie mit bestimmten Wörtern Ihr Unternehmen, Ihre Philosophie und Ihre Anforderungen an die Mitarbeiter darstellen. Die Wahl der richtigen Ausdrücke soll aber nicht irreführend sein oder der Stellenanzeige zu viel Aggressivität verleihen.
Vermeiden Sie Wörter wie "motiviert", "angetrieben" oder "dominant" - sie suggerieren in der Regel bloß, dass Sie unter viel Druck arbeiten. Aber selbst die fleißigsten, stressresistentesten Software-Ingenieure möchten das nicht wissen, wenn sie sich einen ersten Eindruck von Ihrem Unternehmen machen. Denken Sie daran, dass ihnen vor allem eine gute Work-Life-Balance wichtig ist.
So wird Sie Ihre Stellenanzeige gelesen
Damit Ihre Inserate wahrgenommen werden, sollten Sie diese natürlich auf Websites veröffentlichen, die einen hohen Stellenwert und eine große Besucherzahl haben. Social-Media-Kanäle wie LinkedIn und Stellenbörsen sind dafür sehr geeignet. Doch auch hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Nachfolgend einige Punkte, die Sie bei der Erstellung einer Stellenanzeige vermeiden sollten, damit das Recruiting Früchte trägt:
- Vermeiden Sie vage Formulierungen wie „Erfahrung erforderlich“.
- Verwenden Sie keine Fachausdrücke und Akronyme, ohne sie genau zu definieren.
- Übertreiben Sie nicht mit Ihren Anforderungen an Ausbildung und Berufserfahrung.
- Geben Sie genau an, was Sie von einem Bewerber erwarten.
- Überlegen Sie, wie lang Ihre Stellenanzeige sein soll und wie detailliert Sie sie gestalten möchten.
Firmeninternen Jargon vermeiden
Sie wollen ein möglichst großes Publikum erreichen, denn nur so wird auch der Bewerber-Pool möglichst groß. Wenn Sie für ein allgemeineres Publikum schreiben, ist es deshalb wichtig, unternehmensspezifischen Jargon zu vermeiden.
Die besten Werbetexter wissen, dass man keine zu spezifischen Wörter und Phrasen verwenden sollte, da sich die Leser als erstes einmal nicht für das Unternehmen interessieren. Stattdessen wollen sie etwas über sich selbst erfahren und wie bestimmte Produkte oder Dienstleistungen ihnen helfen können.
Deshalb müssen gute Inhalte verständlich und auf ihre Leser zugeschnitten sein – und den Mehrwert zeigen, der auf sie wartet. Das gilt genauso für Stellenanzeigen in der IT-Branche: Was ist der Mehrwert für den potenziellen Kandidaten, wenn er aktiv wird und sich bewirbt? Diese Frage sollten Sie beim Verfassen Ihrer Anzeige immer vor Augen haben.
Der Vergleich hilft
Ein weiterer Tipp: Vermeiden Sie die Verwendung von Buzzwords und Phrasen, die in jeder zweiten Stellenausschreibung der Konkurrenz zu finden sind. Mit diesem praktischen Schritt heben Sie sich im Inserate-Dschungel ab: Durchforsten Sie Ihre eigenen Stellenanzeigen und suchen Sie nach viel genutzten Schlagwörtern und leeren Phrasen.
Recherchieren Sie auch auf Stellenbörsen wie WeAreDevelopers nach den häufigsten Buzzwords, die andere Unternehmen verwenden – und streichen Sie diese aus Ihren eigenen Anzeigen.
Ein gutes Inserat entsteht natürlich auch dadurch, dass alle Beteiligten gut informiert sind und dadurch ihre Aufgaben besser erfüllen: Wenn der Personalverantwortliche und das unterstützende Marketing-Team wissen, welche Fähigkeiten für eine Stelle erforderlich sind, verstehen sie besser, welche Kandidaten gesucht sind.
Das bedeutet: Die Stellenbeschreibung wird so genau wie möglich definiert, Fehlinterpretationen werden leichter vermieden, und die Leser werden zielgruppengerecht angesprochen. Am besten sollte auch jemand, der die ausgeschriebene Stelle/Funktion bereits innehat, eingebunden sein. Er kann seine Tätigkeit am besten beschreiben und erklären, und dadurch kann beim Texten ein unnötiger oder irreführender Fachjargon vermieden werden.
Fazit: Denken Sie einfach und individuell
Es ist für Personalvermittler gerade in der Tech-Branche schwierig, Stellenausschreibungen so zu gestalten, dass sie sich von der Konkurrenz abheben. Setzen Sie nicht nur auf vermeintlich coole, moderne Sprache, denn die besten Talente lassen sich auch am wenigsten von Buzzwords beeindrucken.
Denken Sie vereinfacht und behalten Sie immer die Stellenbeschreibung im Hinterkopf. Diese ist Ihr Leitfaden, um ein verständliches, ehrliches Inserat zu erstellen. Eine eigene, individuelle Sprache, die auffällt, ist natürlich nicht per se schlecht – sie muss aber unbedingt zum Unternehmen passen und authentisch wirken.