Die größten Mythen über Developer – enttarnt
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June 15, 2022
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Die größten Mythen über Developer – enttarnt

Barbara Oberrauter-Zabransky
Barbara Oberrauter-Zabransky

IT-Recruiting ist in Zeiten von Fachkräftemangel, Great Resignation und der Digitalisierung vieler Arbeitsbereiche zur Königsdisziplin geworden. Um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu überbrücken, müssen Recruiter*innen ihre Zielgruppe genau unter die Lupe nehmen: Warum ranken sich so viele Mythen um die Ansprüche und Persönlichkeiten von Developer*innen? Und was erwarten Software Entwickler*innen tatsächlich von Unternehmen?

Developer gehören zu den begehrtesten Kandidat*innen im Krieg um die besten Talente und bilden gleichzeitig eine der schwierigsten Zielgruppen für Personaler*innen. Denn Software-Entwickler*innen sind notorisch latente Jobsuchende: Nur durchschnittlich sechs Prozent schauen sich aktiv nach neuen Stellen um. Hinzu kommt, dass Entwickler*innen durch ihr komplexes Aufgabenfeld häufig der Ruf von leidenschaftlichen, aber isolierten Angestellten vorauseilt.

Mythos IT-Nerd

Der Mythos vom IT-Nerd mit hohen Gehaltsansprüchen und niedrigen Sozialkompetenzen hält sich hartnäckig – und hier liegt das Kernproblem für HR-Verantwortliche. Denn hohe Gehälter, neue Gadgets oder trendy Arbeitsumgebungen können Bewerber*innen vielleicht vorübergehend überzeugen. Die aktuelle WeAreDevelopers-Studie „Arbeiten im IT-Bereich“ zeigt jedoch, dass drei Viertel der IT-Fachkräfte offen für einen Arbeitsplatzwechsel wären. Um Top-Entwickler*innen zu halten und langfristige Beziehungen mit Kandidat*innen zu knüpfen,  müssen Recruiter*innen tiefer schürfen und versuchen, hinter den Mythos zu blicken.  

Gibt es den „typischen“ Beruf Developer?

Das Rätsel um die wahre Natur von Developer*innen beginnt bereits beim Stellenprofil. Abseits vom IT-Team des Unternehmens wird es den meisten Mitarbeiter*innen schwerfallen, die Aufgaben ihrer Kolleg*innen aus der IT-Abteilung zu beschreiben. Eine Developer*innen-Umfrage von Mindtake kam sogar zum Ergebnis, dass 85 Prozent der Recruiter*innen keine Fragen zum Job Software Entwicklung beantworten können.

Spezialisierungen in der Software Entwicklung

Tatsächlich umfasst die Berufsbezeichnung eine Reihe verschiedener Rollen und Aufgaben, die zur Entwicklung von Software beitragen. Die Jobtitel und Teampositionen orientieren sich an der verwendeten Technologie bzw. Plattform, ebenso an der beruflichen Erfahrung und den Tätigkeiten im Projekt.

Im sehr groben Überblick kann zwischen Web und Mobile Developer*innen, Entwickler*innen für Machine Learning  und Blockchain Entwicklung unterschieden werden. Der Großteil von Software Entwickler*innen arbeitet in der ersten Gruppe, im Bereich künstliche Intelligenz und Blockchain ist der Kandidat*innen Pool aufgrund der noch jungen und sehr spezialisierten Technologien dementsprechend begrenzt.

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Software Development wird von Männern dominiert

Personaler*innen sollten zumindest einen Einblick in die jeweilige Arbeitsrealität ihrer verschiedenen IT-Fachkräfte haben. Dazu gehören neben beruflichen Anforderungen die individuellen Herausforderungen der Branche als sozial-gesellschaftliches Umfeld. Laut unserem letzten Developer Report sind etwa nur 22 Prozent der Software Developer*innen weiblich. Dazu trägt das herrschende Bildungssystem mit traditionellen geschlechtlichen Rollenbildern für technische Fächer bei. Die IT-Branche zählt außerdem zu den Berufsbereichen mit der höchsten Diskriminierungsquote. Mehr als die Hälfte der IT-Fachkräfte in der DACH-Region haben bereits Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt oder beobachtet, vorwiegend im Bereich Rassismus und Sexismus.

Um einen sicheren, fairen Arbeitsplatz für alle Mitarbeitenden bieten zu können, sind besonders Unternehmer*innen und HR-Verantwortliche im IT-Sektor gefragt, selbstkritisch und mitarbeiterzentriert zu agieren.

Was Developer wollen – und nicht wollen

Seit der Geburt erster Computer bis zum heutigen Launch neuer Apps im Sekundentakt hat sich das Berufsfeld Software Entwicklung rasant weiterentwickelt, genauso wie die Bedürfnisse und Wünsche der Developer*innen. Während Generationen, die in den 60er- bis 80er-Jahren aufgewachsen sind, noch stärker an traditionelle Arbeitsstrukturen und lineare Karrieren gebunden sind, nutzen jüngere Entwickler*innen die Flexibilität und Transparenz des aktuellen Arbeitsmarkts zu ihrem Vorteil.

Software Engineers sind anspruchsvolle Arbeitnehmer*innen

Derzeitige Jobsuchende kennen ihren Wert und ihre Prioritäten – die wichtigsten Faktoren für langfristige oder zukünftige Arbeitgeber*innen sind laut unserer Developer Survey leistungsorientiertes Gehalt, faire Arbeitsstunden, gute soziale und emotionale Arbeitsbedingungen sowie Möglichkeiten zur Weiterbildung. Langeweile am Arbeitsplatz führt hingegen bei fast einem Drittel der Befragten auf Dauer zum Jobwechsel.

Unternehmen, die nicht in der IT-Branche tätig sind, müssen sich darüber bewusst sein, dass Entwickler*innen meist sehr moderne Arbeitsbedingungen mit flachen Hierarchien und innovativen Arbeitsmethoden gewohnt sind. Wer im Wettbewerb um Top-Talente nicht hinterherhinken möchte, sollte daher kritisch betrachten, wie zeitgemäß der eigene Betrieb ist. Das Feedback des vorhandenen Teams ist in diesem Prozess ausschlaggebend, darüber hinaus kann eine Außenperspektive durch spezielle Berater*innen hilfreich sein.

Developer sind gesundheitsbewusst, aktiv und abenteuerlich

Da Privat- und Berufsleben nicht mehr so streng abgegrenzt werden, gewinnen private Interessen und Hobbys auch im Beruf an Bedeutung. Im Gegensatz zum Klischee von Programmierer*innen, die ihre Freizeit hauptsächlich allein vorm Computer verbringen, ist die Berufsgruppe laut Befragungen überdurchschnittlich gesundheitsbewusst und sportorientiert. Ein ausgewogenes Benefit-Paket mit nachhaltigen Essensangeboten und Teamaktivitäten kann daher ein Recruiting-Trumpf sein. Zudem ist der Großteil von Software Entwickler*innen unter 40 Jahre alt und offen für neue Abenteuer: Mehr als 70 Prozent können sich vorstellen, einen Job im Ausland anzunehmen.

So gewinnen Sie die richtigen IT-Talente für Ihr Unternehmen

Das Problem IT-Fachkräftemangel kann nur mit langfristigen Strategien gelöst werden, die Kandidat*innen und Arbeitnehmer*innen im Zentrum haben. Dafür ist es notwendig, die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse von IT-Fachkräften zum Ausgangspunkt des IT-Recruitings zu machen, statt für alle Abteilungen und Berufsrollen dieselben HR-Werkzeuge zu verwenden.

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Auf diese Punkte sollten Sie beim Developer-Recruiting besonders achten

Der Recruitingprozess für Developer*innen hat eigene Schwerpunkte und Besonderheiten:

  1. Guerilla Kandidat*innensuche: Qualifizierte und passive IT-Fachkräfte sind meist nicht auf den allseits bekannten Jobplattformen zu finden. Recherchieren Sie stattdessen Open-Source-Programmierplattformen und nutzen Sie gezieltes Active Sourcing auf Social Media Kanälen.
  2. Zielgruppengerechtes Employer Branding: Das Unternehmen muss für Kandidat*innen durch authentisches Employer Branding erlebbar werden. Ein Fokus sollte dabei auf die Arbeitserfahrungen und -bedingungen der Developer gelegt werden – von Einblicken in aktuelle und vergangene Projekte bis zur regelmäßigen Ping-Pong-Runde zwischen Sprints.
  3. Langfristige Beziehungen aufbauen: Bereits beim ersten Kontakt mit potenziellen Kandidat*innen wird die Grundlage für spätere Kommunikation gelegt. Deswegen ist es absolut wichtig, allgemeine Floskeln zu vermeiden und auf individuelle Projekte bzw. Vorlieben einzugehen. Selbst wenn aktuell kein Interesse an einem neuen Job besteht, können Sie ausgewählte Personen am Laufenden halten und so ein Kontaktnetzwerk aufbauen.
  4. Seien Sie ein Innovation Leader: Die beliebtesten Arbeitgeber*innen in der Programmier-Community sind diejenigen, die innovative Projekte umsetzen und die Tech-Branche aktiv mitgestalten. Eine gemeinsame, weitreichende Vision ist dabei ebenso maßgeblich wie das Engagement in der Gemeinschaft durch eigene Veranstaltungen, Sponsoring etc.
  5. Gehalt und Benefits sind genauso wichtig wie Nachhaltigkeit und Diversität: Entwickler*innen suchen sinnstiftende Aufgaben in einem zeitgemäßen Umfeld. Abgesehen von Faktoren wie angemessener Bezahlung und modernen Arbeitsmodellen sollte beim Erstkontakt und Vorstellungsgespräch die inklusive, wertorientierte Arbeitskultur des Unternehmens vermittelt werden. Leeren Versprechungen sind allerdings ein No-Go!
  6. Weiterbildung und Perspektive: Zeigen Sie, dass Ihr Unternehmen ein Arbeitsumfeld ist, in dem Mitarbeiter*innen die Chance haben sich individuell zu entwickeln und weiterzubilden. Auch Quereinsteiger*innen und firmeninterne Mobilität sollten unterstützt werden.
  7. Internationales IT-Recruiting hat Zukunft: Last, but not least: Seien Sie offen für internationale Bewerber*innen. Besonders im IT-Bereich herrscht hohe Bereitschaft, für einen spannenden Job ins Ausland zu übersiedeln. Da Englischkenntnisse für Developer grundlegend sind, sollte fließendes Deutsch keine Voraussetzung sein. Bieten Sie stattdessen Unterstützung in Form von Sprachkursangeboten, legaler Beratung und gründlichem Onboarding an.

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