Menschen sind verschieden, jeder hat eigene Vorlieben und Bedürfnisse. Das betrifft auch die Arbeitsweise, den Arbeitsort und die betrieblichen Strukturen. Dennoch gibt es in manchen Branchen und Berufsgruppen auch Gemeinsamkeiten und klare Trends. Für die Gruppe der Software-Entwickler*innen hat sich WeAreDevelopers in seiner aktuellen Studie schlau gemacht: Welche Dinge brauchen sie, um glücklich und erfolgreich arbeiten zu können?
Was nach dem Homeoffice wirklich zählt
Nach der großen, pandemiebedingten Wanderung ins Homeoffice orientieren sich viele Software-Unternehmen neu und überlegen, was ihre Teams am Arbeitsplatz schätzen und brauchen – und was die wichtigsten Vor- und Nachteile der Arbeit im Büro sind. Ganz klar ist der wichtigste Benefit dafür, wieder mehr Zeit im Büro zu verbringen: die Kolleg*innen. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, dass der Kontakt zu den anderen Teammitgliedern dadurch wieder vermehrt stattfindet, und das verbindet die Menschen.
37 Prozent der Developer sagen auch, dass es mit der Rückkehr ins Büro nun wieder einfacher ist, Privates und Berufliches zu trennen – in Zeiten von Lockdown und Homeoffice eine schwierige Gratwanderung für viele Angestellte. Auch die tägliche Routine und Struktur, die die Arbeit im Büro mit sich bringt, ist für fast ein Drittel der Befragten ein klarer Vorteil.
Negativ: Pendeln und fehlende Rückzugsmöglichkeiten
Zwei wichtige Nachteile sehen Developer (je 34 Prozent) bei der Rückkehr ins Büro: Erstens bietet dieses oft keine vernünftige Möglichkeit, sich zurückzuziehen und an einem ruhigen Ort zu arbeiten. Und zweitens nervt: das Pendeln. Viel Zeit geht täglich für die Hin- und Rückreise drauf. Im Stau stecken oder im vollen Bus eingepfercht die Zeit absitzen, ist sicherlich keine „quality time“.
Nervig ist für viele auch, dass sie im Büro andauernd bei ihrer Arbeit unterbrochen werden. Wie heißt es so schön? „This meeting could have been an e-mail.“ Aber auch Kolleg*innen, die zu laut reden, telefonieren oder sich unterhalten, machen 31 Prozent der Developer konzentriertes Arbeiten im Büro schwer. 29 Prozent sind wohl auch aus diesem Grund dezidiert gegen das Konzept Großraumbüro. Wenn sie es sich aussuchen können, bevorzugen vier von fünf Entwickler*innen ein eigenes Zimmer oder teilen sich den Raum mit zwei oder drei Kolleg*innen.
Was Sie Ihrem Team bieten müssen
Developer wissen selbst am besten, wie sie motiviert und produktiv arbeiten können. Hören Sie genau hin und nehmen Sie die individuellen Bedürfnisse Ihrer Teammitglieder ernst. Natürlich ist ein gutes Gehalt nach wie vor ein wichtiger Grund, um den eigenen Job gerne zu machen. Aber auch die Möglichkeit, an wirklich interessanten Projekten zu arbeiten, ist ein riesiger Motivationsfaktor. Davon abgesehen sind heute Zeit und Ort der Arbeit wichtiger denn je. Entwickler*innen wollen heute flexible Arbeitszeitmodelle, die den eigenen Wünschen und Lebensrealitäten entgegenkommen. Das betrifft auch die Frage, wie viel Zeit zuhause und wie viel im Büro verbracht wird – oder wie es im Unternehmen um Angebote wie etwa „Workation“ steht. Arbeitgeber, die ihren Teams hier mehr Freiheiten gewähren, werden in der Regel von ihren Developern mit mehr Einsatz und gewissenhafter Arbeit belohnt.
Wertschätzung und Weiterentwicklung
Kein Geheimnis sollte es sein, dass eine positive, respektvolle Unternehmenskultur – wenn sie wirklich von allen gelebt wird – für jeden Mitarbeiter einen Mehrwert bildet. Zusammenarbeit, Unterstützung, offene Kommunikation, Respekt, Vielfalt, Wertschätzung. Entwickler*innen sind da nicht anders als andere: Wenn sie konstruktives Feedback statt aggressiver Kritik bekommen, wenn ihre Erfolge honoriert und gelobt werden, wenn ihre Bedürfnisse und die Work-Life-Balance ernst genommen werden – dann kommen sie auch gerne in die Arbeit.
Diese Wertschätzung zeigt sich auch beim Thema Lernen und Fortbildung: Developer wollen sich stets weiterentwickeln und Neues Lernen. Anspruchsvolles Training, Schulungen, Konferenzen und Austausch sind für sie wichtige Benefits im Job. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Teammitgliedern nie das Gefühl bekommen, sich nicht vom Fleck zu bewegen und in ihrer beruflichen Entwicklung keine Fortschritte zu machen.
Ein wichtiges Thema – mehr denn je – ist die Gesundheit. Developer schätzen es, wenn sich das Unternehmen ernsthaft und nachhaltig für das Wohlbefinden der Belegschaft einsetzt. Gesundheitsförderung durch Sportangebote, ergonomische Arbeitsplätze und gesunde Essensangebote vor Ort sind für viele Entwickler*innen ein Pluspunkt.
Sinn und Werte
Viele Menschen suchen in ihrer Karriere heute nicht nur schnelles Geld, sondern auch Sinn. Auch eine große Zahl unter den Developern will Teil von etwas größerem sein, sie wollen das Gefühl, dass ihre Arbeit tatsächlich etwas verändert. Dazu müssen sie nicht an einem großen humanitären Projekt arbeiten. Wichtig ist, dass sie sich nicht fühlen, als wären ihre Anstrengungen, ihre Resultate egal.
Natürlich ist es für viele auch eine zusätzliche Motivation, wenn das eigene Unternehmen tatsächlich eigene Werte vertritt, sich sozialen und gesellschaftlichen Anliegen verschreibt und einen moralischen Kompass anwendet, wenn Entscheidungen getroffen werden. Will das Unternehmen ernsthaft einen Beitrag zu einer lebenswerten, gerechteren Welt beitragen, steigt die Motivation und vielleicht sogar der Stolz, ein Teil des Teams zu sein.
Wenn Sie sich über diese Aspekte Gedanken machen und entsprechende Schritte setzen, kommen Ihre Entwickler*innen auch gerne ins Büro. Hier noch ein paar weitere Tipps, wie sie dieses attraktiver gestalten.
- Top-Ausstattung: Geizen Sie nicht bei Möbeln, Beleuchtung, Hardware, Software…
- Kommunikations-Infrastruktur: Stellen Sie sicher, dass alle Teammitglieder von zuhause, unterwegs oder im Büro effizient und über die technisch passenden Kanäle zusammenarbeiten können.
- Datenzugang: Developer wollen effizient arbeiten. Dafür brauchen Sie laufend raschen Zugang zu relevanten Daten, Zahlen und Informationen von Kunden, Analysten oder Vorgesetzten.
- Personalisierung: Ermöglichen Sie es den Angestellten, ihren Arbeitsplatz dem individuellen Geschmack und persönlichen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten.
- Raum für Erholung: Schaffen Sie Ruhezonen und Sozialräume mit gemütlichen Möbeln, in denen sich gut „chillen“ lässt.
Fazit: Gute Planung ist alles
Um glücklich und erfolgreich arbeiten zu können, brauchen Softwareentwickler*innen ein paar ganz bestimmte Dinge: Autonomie bei ihrer Arbeit, die Möglichkeit, schnell Neues zu lernen, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und ein Gefühl der Gemeinschaf. Außerdem müssen wollen Developer die Möglichkeit haben, ihre Ideen einzubringen und gehört zu werden.
All diese Dinge kosten an sich nicht viel, benötigen jedoch gezielte Planung - und ein klares Konzept, wohin das Unternehmen will. Wer - wie so viele - aktuell nach Fachkräften im IT-Bereich, sollte sich diese Ergebnisse daher zu Herzen nehmen und darauf achten, Developern einen Arbeitsplatz mit Mehrwert zu bieten.