Junge IT-Fachkräfte: Geld ist nicht alles
Diversity
April 18, 2023
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Junge IT-Fachkräfte: Geld ist nicht alles

Barbara Oberrauter-Zabransky
Barbara Oberrauter-Zabransky

Der Fachkräftemangel bleibt in den meisten Branchen ein kritisches Thema. Gerade für Unternehmen, die langfristiges Wachstum erzielen wollen, sind motivierte Spezialist*innen der Schlüssel zum Erfolg. Eine wichtige Gruppe sind hier junge, ambitionierte Nachwuchskräfte, die sich im Idealfall länger ans Unternehmen binden. Gerade der IT-Bereich braucht „Young Talent“, und hier wiederum besonders kompetente Developer.

Die Job-Plattform WeAreDevelopers hat in einer großen Studie untersucht, welche Aspekte für den IT-Nachwuchs im Job und bei der Jobsuche wichtig sind – und liefert wichtige Erkenntnisse für alle, die den Personalmangel ernst nehmen und langfristig gegensteuern wollen. Die Umfrage „Arbeiten im IT-Bereich. Erwartungen, Präferenzen und Herausforderungen von IT-Fachkräften in der DACH-Region“ erfasst systematisch die Erfahrungen, Wünsche und Arbeitsrealitäten von Entwickler*innen in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Dabei zeigt sich quer durch alle Altersgruppen: Entwickler*innen wollen Anerkennung für ihre Leistung. An erster Stelle geht das mit einem guten Gehalt. Gleich danach wünschen sie sich die Möglichkeit, an interessanten Projekten zu arbeiten, aber auch Unterstützung in ihrer persönlichen Weiterentwicklung.

Gehalt verliert an Bedeutung

Auch bei jungen Developern bis 25 Jahren steht das Geld an erster Stelle, wenn es um die Benefits einer Anstellung geht. Dennoch ist zu beobachten: Für nur 45 Prozent ist das Gehalt am wichtigsten – bei den 36- bis 45-jährigen sind es dagegen sogar 69 Prozent. Ein wichtiger Punkt also für Arbeitgeber auf der Suche nach frischen Talenten: Sie müssen nach wie vor gute Entlohnung bieten, aber der Gehaltszettel alleine reicht nicht mehr aus, um den Nachwuchs glücklich zu machen.

Ein Schlagwort, dass nicht nur seit Corona-Zeiten in Betrieben die Runde macht, ist die berühmte Flexibilität. Diese darf vom Arbeitgeber nicht nur verlangt, sondern sie muss auch geboten werden. In welcher Hinsicht? Erwartungsgemäß sind für alle Developer flexible Arbeitszeiten besonders wichtig. Angeführt wird das Prioritäten-Ranking aber von den jungen Talenten bis 25. Denn 52 % wünschen sich freiere Arbeitszeiteinteilung, während es bei den über 46-jährigen nur noch 36 % sind.

Flexibilität beim Arbeitsort t (z. B. Home-Office, Remote usw.) ist insgesamt 47 % aller Befragten wichtig. Unter den jüngeren Talenten spielt das aber am wenigsten eine Rolle. Nur überraschende 35 % von ihnen finden Autonomie bei der Wahl des Arbeitsortes besonders wichtig. Bei den 36- bis 45-jährigen sind es dagegen gleich 57 %.

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Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen

Wenn man die Studienteilnehmer im DACH-Raum fragt, was für sie als Person, aber auch als Developer wichtig ist, antworten die meisten (54 %): „Wenn mein Arbeitgeber die Grenze zwischen meinem Arbeits- und meinem Privatleben respektiert.“ Junge Developer bis 25 zeigen hier aber im Vergleich noch mehr Offenheit für das Verschwimmen der Grenzen: Nur 42 % sehen die klare Trennung von Beruflichem und Privatleben als persönliche Priorität.

Dafür zeigen Young Talents mehr Selbstsicherheit, wenn es um die Unterstützung durch die Vorgesetzten geht. Während für 44 % aller Befragten fachliches und persönliches Feedback die wichtigste Unterstützung darstellen, legen nur 34 % der jungen Nachwuchskräfte besonderen Wert darauf. Im Vergleich zu älteren Developern ist für jüngere bis 25, aber auch 35 Jahren dafür wichtiger, dass der Arbeitgeber für Nachfragen gut erreichbar ist.

Langeweile im Job: Junge flüchten schnell

Gefährlich wird es für Arbeitgeber, wenn die jungen Mitarbeiter*innen sich gelangweilt fühlen. Diese lassen sich bei Unterforderung nicht lange Zeit und beginnen viel schneller als andere, sich nach neuen Karrierechancen umzusehen. 13 % der Jungen (gesamt: 6,7 %) würden schon nach einigen Tagen ihre Fühler nach einer Stelle in einem anderen Unternehmen ausstrecken, und 27 % (gesamt: 21,8 %) nach nur zwei bis drei Wochen.

Allerdings sind Young Tech Talents im Vergleich weniger offen für einen neuen Job, der nicht am aktuellen Wohnort ist (18 %, gesamt: 13 %), und nur 32 % der bis 25-jährigen Developer sind auch dann offen für Angebote, wenn sie gerade nicht aktiv suchen (gesamt: 38 %). Jüngere Entwickler*innen sind vergleichsweise auch seltener gewillt, sich ein gutes Angebot eines Recruiters anzuhören und für den richtigen Moment im Hinterkopf zu behalten. Wenig überraschend sind dafür gute Entwicklungsmöglichkeiten für Young Talents ein besonders attraktiver Faktor bei Jobangeboten.

Im Bewerbungsgespräch legen jüngere Developer dementsprechend weniger Wert auf die Gehaltsfrage (35 %, gesamt 46 %). Sie achten mehr darauf, wie das Entwicklerteam zusammenarbeitet (31 %, gesamt: 25 %). Und wenn es darum geht, für den Job ins Ausland zu gehen, ist für junge Entwickler*innen besonders wichtig, dass der Arbeitgeber ein weltbekannter Global Player ist – oder zumindest, dass bessere Ausbildungschancen warten.

Rassismus ist für Jüngere ein häufigeres Thema

Auch Diskriminierung ist ein Thema, das Mitarbeiter*innen dazu bringen kann, ihr Unternehmen zu verlassen. Was solche Erfahrungen betrifft, sticht ein Aspekt heraus: Jüngere IT-Talente haben im Job besonders oft schon einmal Diskriminierung in Form von Rassismus (aufgrund der Hautfarbe, Nationalität oder Herkunft) erlebt oder beobachtet (30 % bei den 18- bis 25-jährigen im Gegensatz zu 9 % der über 46-jährigen; gesamt: 24 %.)

Arbeit im Büro schafft Routine

Die Rückkehr ins Büro nach Jahren der Pandemie zeigt in der Umfrage: Junge Mitarbeitende sehnten sich weniger nach direktem Kontakt zu den Kolleg*innen. Dafür schafft die Arbeit vor Ort wieder eine angenehme tägliche Routine – und bietet bessere Ausstattung. Dafür nehmen Junge auch schneller in Kauf, in einem Großraumbüro zu sitzen (26 %, gesamt: 22 %). Was sie eher stört, sind schlechte Räumlichkeiten betreffend Größe, Unordnung, Sauberkeit oder Tageslicht (16 %, gesamt: 12 %) oder ungeliebte Kolleg*innen (10 %, gesamt: 8 %).

Klar bleibt: Tech-Unternehmen brauchen frische Talente mehr denn je. Neben gutem Gehalt müssen sie beim Recruiting dabei achten, sich ändernde Wünsche neuer Generationen zu erfüllen. Zeitliche Flexibilität, spannende Aufgaben und gute Ausstattung sind dabei besonders wichtig.

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