Employee Engagement im IT-Sektor: Strategien für ein motiviertes und leistungsfähiges Team
Retention
May 8, 2023
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Employee Engagement im IT-Sektor: Strategien für ein motiviertes und leistungsfähiges Team

Barbara Oberrauter-Zabransky
Barbara Oberrauter-Zabransky

Laut dem Forschungsinstitut Gallup liegt die Quote des Employee Engagements weltweit zurzeit bei 21 Prozent, 19 Prozent der regelmäßig befragten Arbeitenden fühlen sich sogar aktiv unmotiviert in ihrem Beruf oder Unternehmen. Auf den Punkt gebracht: Nicht einmal ein Drittel arbeitender Menschen haben das Gefühl, mit Engagement und Enthusiasmus ihren Job auszuführen.

IT-Fachkräfte befinden sich momentan in einer speziellen Situation, denn ihr Know-How und ihre Erfahrung ist im global vernetzten Informationszeitalter gefragter denn je. Dem anhaltenden War for Talents und der wachsenden wie wechselhaften Landschaft an IT-Berufen stehen Kündigungswellen und ein nachhaltiger Wertewandel in der Arbeitswelt gegenüber. Mitarbeiterbindung und Motivation sowie eine positive Unternehmenskultur werden gewinnen an Bedeutung für Personaler*innen und haben großen Einfluss darauf, ob Software Entwickler*innen im Unternehmen bleiben oder zur Konkurrenz abwandern.

Warum Employee Engagement im IT-Sektor besonders wichtig ist

Eine WeAreDevelopers-Studie aus dem Jahr 2022 hat ermittelt, dass knapp drei Viertel der befragten IT-Fachkräfte aus dem DACH-Raum offen für einen Arbeitsplatzwechsel wären – 12 Prozent seien aktiv auf Jobsuche. Diese Entwicklung resultiert aus einer Mischung von Faktoren, die den IT-Sektor kurz- und langfristig beeinflussen.

Hohe Innovationsgeschwindigkeit und technologische Veränderungen

In der Technologiebranche ist Wandel die einzige Konstante, nicht erst seit dem Digitalisierungsschub durch die Covid-19-Pandemie. Der Markt wird von schnelllebigen Trends, immer neuen Technologien und schwer vorhersehbarem Konsumverhalten geprägt. Dadurch stehen einerseits Unternehmen unter hohem Innovationsdruck, auf der anderen Seite müssen IT-Fachkräfte stetig ihr Skillset aktualisieren, um im Wettbewerb mitzuhalten. Berichte von hohen Burnout-Quoten und Massenkündigungen unter Developer*innen zeigen in den letzten Jahren, dass Unternehmen die Wichtigkeit von Employee Engagement unterschätzt haben. Denn nur motivierte, loyale und hinreichend vom Arbeitgeber unterstützte Entwickler*innen können laufend neue Ideen hervorbringen sowie das benötigte Produktivitätslevel halten.  

Fachkräftemangel und Wettbewerb um Talente

Nicht nur der IT-Sektor ist abhängig von qualifizierten, engagierten Mitarbeiter*innen – der Bedarf an IT-Fachkräften, die besonders neuere Technologien wie KI, Virtual Reality oder Big Data beherrschen, wächst mittlerweile in fast allen Branchen. Im Jahr 2022 blieben laut Bitkom in Deutschland 137.000 offene Stellen in der IT unbesetzt, nicht selten dauert es heute sieben Monate, um eine vakante IT-Stelle zu besetzen. Kein Wunder, dass der Kampf um talentierte Kandidat*innen mit immer höheren Gehältern und weitreichenden Recruiting-Kampagnen ausartet. Die nächste Generation von IT-Talenten hat jedoch vielfältige Erwartungen an zukünftige Arbeitgeber und fordert diese, da der Markt auf ihrer Seite ist, auch ein.

Strategien zur Steigerung des Employee Engagement im IT-Sektor

Erfolgreiches Employee Engagement entsteht nicht von einem Tag auf den anderen, es ist Teil der gesamten Unternehmensstrategie und erfordert mitunter eine Revision der internen Organisationsstrukturen bzw. Arbeitsweisen. Anhand unserer Befragungen der IT- und Developer-Community in den letzten Jahren lassen sich ein paar Schlüsselbereiche identifizieren, die Sie zur Steigerung des Mitarbeiter*innen Engagements unter die Lupe nehmen sollten:

Flexible Arbeitsmodelle und Work-Life-Balance

Fast 50 Prozent der Software Entwickler*innen hätten gerne, dass sich ihr Arbeitgeber bei der Aufteilung der Arbeitszeit und Wahl des Arbeitsorts flexibler zeigt. Homeoffice-, Remote- und hybride Arbeitsmodelle führten in der Pandemiezeit sogar zu mehr Produktivität und Effizienz. Bieten Sie Ihrem IT-Team die Möglichkeit, Projekt- und Deadline-gerichtet zu arbeiten oder Arbeitszeiten in der Gruppe zu bestimmen. Softwarelösungen für Unternehmenskommunikation und kollaboratives Projektmanagement sind dafür essenziell. 

Persönliche und berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten

Lebenslanges Lernen ist für Developer*innen nicht nur ein Bedürfnis, sondern in einem stetig wachsenden und volatilen Arbeitsfeld berufliche Notwendigkeit. Hochschulabschlüsse kommen den raschen technologischen Entwicklungen kaum mehr nach, daher liegt es am Arbeitgeber, eine breite Palette an Trainings, Ausbildungsprogrammen und Plattformen für Wissenstransfer anzubieten. Zusätzlich sollten Sie kommunizieren, dass Re- und Upskilling gefördert wird – denn Umschulen und damit gute Mitarbeiter*innen länger binden ist heute wertvoller denn je.

Anerkennung und Belohnung von Leistung

Das persönliche Wachstum der Teammitglieder respektieren und fördern ist eine Form von Anerkennung, die nicht nur das Engagement und die Leistung des Einzelnen steigert. Das gesamte Team und das Unternehmen profitieren von Mitarbeiter*innen, die sich wertgeschätzt fühlen und Projekte oder auch Unternehmensziele aktiv mitgestalten. Die Geschäftsführung kann Wertschätzung auf vielfache Weise zeigen: durch finanzielle Boni, gemeinsame Feiern und Ausflüge, zusätzliche Benefits, kreative Weiterbildungsangebote, regelmäßigen persönlichen Austausch, Verantwortungsübertragungen etc. 

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Transparente Kommunikation und Feedbackkultur

44 Prozent der Software Entwickler*innen möchten durch fachliches oder persönliches Feedback von ihren Vorgesetzten unterstützt werden, 42 Prozent wünschen sich eine offene und tolerante Fehlerkultur am Arbeitsplatz. In einem streng reglementierten Arbeitsumfeld oder hierarchischen Silos bleibt kein Raum für Innovation, Kreativität oder Weiterentwicklung. Neben regelmäßigen Gesprächsterminen sollten Teamleiter*innen niederschwellige Formen von Kommunikation anbieten. Darüber hinaus sorgt ein gemeinsames Unternehmensnetzwerk mit Informationen zur Unternehmensstrategie bis hin zu Dokumentationen für Programmierer*innen für Orientierung und Transparenz.

Förderung von Teamgeist und Zusammenarbeit

Software Development ist ein Teamsport, Projekte stehen und fallen mit der erfolgreichen Zusammenarbeit aller Mitglieder. Neben der Unterstützung durch Tools für kollaboratives und agiles Arbeiten können Arbeitgeber mit gemeinsamen Workshops und Freizeitevents den Zusammenhalt sowie die Kommunikation ihrer IT-Teams stärken. Modern ausgestattete Arbeitsplätze mit Orten für Austausch und Erholung tragen zur positiven Atmosphäre bei.

Innovative Ansätze zur Mitarbeiterbindung im IT-Sektor 

Neben klassischen Methoden zur Steigerung des Employee Engagements lassen sich führende Unternehmen kreative Wege einfallen, um die Bedürfnisse ihrer IT-Mitarbeiter*innen zu ermitteln, Langeweile vorzubeugen und Teams für neue Ideen zu begeistern:

  • Für Software Entwickler*innen eignet sich etwa der Gamification Ansatz hervorragend, da diese spielerische Vermittlung von Wissensinhalten oder Aufgaben den Denkprozessen beim Programmieren entgegenkommt und schlicht Spaß macht. Die Möglichkeiten reichen vom simplen Wissensquiz zu eigener Lernsoftware mit Avataren, steigenden Leistungslevels und Belohnungen in Form von Punkten, Rabatten oder Ranglisten und Abzeichen.
  • Auch Hackathons und Innovationswettbewerbe sind beliebte Maßnahmen, um Mitarbeiter*innen zu inspirieren, Teamwork zu stärken sowie neue Perspektiven zu ermöglichen. Bei diesen zeitlich begrenzten, intensiven Arbeitssprints haben interdisziplinäre oder reine IT-Teams oder die Möglichkeit individuelle Ideen auszuprobieren ohne perfekte Ergebnisse liefern zu müssen. Ganz nebenbei wird geübt konstruktives Feedback zu geben und gezielt Entscheidungen zu treffen.
  • IT-Fachkräfte freuen sich, wenn sie ihre Arbeitsumgebungen mitgestalten können und ihre Bedürfnisse Gehör finden. Da das im direkten Personalgespräch nicht immer funktioniert, eignen sich etwa digitale Teambefragungen oder Mitarbeiter*innen-Workshops als erste Schritte.  

Erfolgsgeschichten: Unternehmen im IT-Sektor, die Employee Engagement meistern

Wie nachhaltiges Employee Engagement in der Praxis gefördert werden kann, zeigen erfolgreiche Beispiele aus der IT Branche.

Das Unternehmen NVIDIA ist nicht nur ein führender Entwickler von Grafikprozessoren, sondern genießt in der Branche den Ruf als besonders mitarbeiterorientierter, kollaborativer und integrativer Arbeitgeber. So existieren organisatorisch etwa keine Hierarchien im Team, jedes Mitglied übernimmt Verantwortung für den Unternehmenserfolg. Regelmäßige Teamevents und familienfreundliche Arbeitsmodelle zeigen Wertschätzung und unterstützen die Work-Life-Balance. 

Beim Telekommunikationsriesen Cisco wird besonders Wert darauf gelegt, dass Mitarbeiter*innen von Anfang an die Vision und Unternehmensziele nachvollziehen können, um sich mit dem Erfolg der Marke zu identifizieren. Ein spezielles Programm zur “Employee recognition” würdigt individuelle berufliche Leistungen mit Auszeichnungen und finanziellen Beiträgen.

SAP ist IT-Fachkräften zum einen als führender Anbieter von Unternehmenssoftware ein Begriff, zum anderen als Arbeitsplatz, der Mitarbeitenden vielfältige Möglichkeiten der Weiterbildung und persönlichen Entwicklung bietet. Die Maßnahmen umfassen nicht nur fachliche Schulungen oder Innovation Hubs, sondern auch eigene Programme zur Förderung von Diversität und Inklusion sowie ein Mitarbeiter*innen Netzwerk mit unterschiedlichen Schwerpunktgruppen – vom “Business Women Network” bis zur “Autism Inclusion” Gruppe.

Employee Engagement als Schlüssel zum Erfolg

Unternehmen, die bereits seit Jahren großen Wert auf die Einbindung und Motivation ihrer Mitarbeiter*innen legen zeigen vor, dass durch Employee Engagement Strategien nicht nur die langfristige Mitarbeiterbindung verbessert wird, sondern auch der wirtschaftliche Erfolg. Engagiertes Personal ist laut Gallup um 21 Prozent produktiver als der Durchschnitt, darüber hinaus können Innovation und kreative Problemlösungen nicht auf trockenem Boden gedeihen. Die IT-Branche ist jedoch von genau diesen Einflussfaktoren abhängig. 

Um Engagement-Strategien effektiv umzusetzen, braucht es viel Einsatzkraft vonseiten der Führungsebene und Personalabteilung. Sie sind diejenigen, die das Team durch klare berufliche Ziele und Weiterbildungswege, Gestaltungsmöglichkeiten der Unternehmenskultur und Maßnahmen für bessere Kommunikation sowie Feedback unterstützen und aktivieren können. Die Zukunft der Branche gehört den (engagierten) Mitarbeiter*innen.

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